Interaktionen

Ihre Reaktion auf Personen, die sich kritisch zu Ihrer Kampagne äußern, hängt weitgehend von Ihrer Beziehung zu diesen ab. Daher müssen Sie zwischen verschiedenen Gruppen unterscheiden.

Als allgemeine Faustregel gilt: Solange die Kritik konstruktiv ist, sollten Sie sie zu schätzen wissen. Sie müssen sie nicht annehmen oder ihr zustimmen, sollten aber offen für eine Diskussion und einen Dialog sein. Sie können daraus lernen und die Perspektive wechseln.

Allerdings ist das Feedback, insbesondere online, nicht immer konstruktiv. Im Folgenden finden Sie einige Empfehlungen für den Umgang mit Kritik und Hassrede.

 Wie interagiert man mit...

 

Familie und Freunden

Sobald Sie Ihrer Familie und Ihren Freunden von Ihrer geplanten Kampagne erzählen, werden diese sicherlich eine Meinung dazu haben. Im Idealfall wird Ihr engstes Netzwerk Sie unterstützen und sich vielleicht sogar aktiv an Ihrer Kampagne beteiligen. In einigen Fällen lehnen sie jedoch vielleicht Ihre Bemühungen ab - manchmal sogar mit harschen Worten.

Das Wichtigste zuerst: Diskussionen mit Menschen, die Ihnen nahestehen, sind nie einfach, vor allem, wenn Sie gegensätzliche Standpunkte vertreten. Das ist zwar verständlich, aber Sie sollten trotzdem nicht versuchen, diese zu vermeiden.

Anstatt sie vor anderen Familienmitgliedern oder Freunden zur Rede zu stellen, nehmen Sie sie beiseite und sprechen Sie sie direkt an. Verwenden Sie Ich-Aussagen: Anstatt also jemanden als Rassist zu bezeichnen, sagen Sie ihm, wie Sie sich fühlen. Versuchen Sie, sich in die Person hineinzuversetzen und zu verstehen, warum sie/er so reagiert.

 Amnesty International: Wie man jemandem, den man mag, sagt, dass er Rassist ist


Bekannte und Kollegen

Der Umgang mit Kollegen oder Bekannten, sei es über soziale Medien oder direkt, kann unangenehm und kompliziert sein. Meistens neigen Menschen dazu, unangenehme Kommentare zu übersehen oder zu ignorieren, da sie den Personen, die diese abgeben, aus dem Weg gehen können. Dennoch kann es sich lohnen, sie zu konfrontieren.

Ähnlich wie im Umgang mit Familie und Freunden sollten Sie niemanden beschimpfen, weder in den sozialen Medien noch im Büro. Sie können Ihren Kollegen oder Bekannten im Zweifelsfall um weitere Erläuterungen bitten. Vielleicht regen die Fragen die Person dazu an, über das Gesagte nachzudenken. Oder Sie bitten um ein Gespräch unter vier Augen.

Vor allem am Arbeitsplatz müssen Sie hasserfülltes und rassistisches Verhalten nicht hinnehmen - weder bei der Arbeit noch außerhalb der Arbeit. Wenn Sie sich nicht wohl dabei fühlen, Ihren Kollegen direkt anzusprechen, sollten Sie vielleicht den Rat eines Vorgesetzten einholen - oder einen Vorgesetzten über die Situation informieren.

 Harvard Business Review, Wie man auf beleidigende Bemerkungen am Arbeitsplatz reagiert


Nutzer der sozialen Medien und Hater

Es gibt verschiedene Strategien, um auf Hasskommentare in sozialen Medien zu reagieren, zumal die Hassrede selbst oft koordiniert und organisiert ist. Daher könnte es nützlich sein, die Strategien von Hatern in den sozialen Medien zu kennen, um Ihre Antwort zu planen.

Die meisten Social-Media-Nutzer, die Ihre Kampagne für ein Gegen- oder Alternativnarrativ kommentieren, werden nicht aus Ihrem direkten Umfeld stammen, aber dennoch lohnt es sich, ruhig zu bleiben - und sich eine Antwort zu überlegen.

Als Faustregel empfiehlt es sich, über das emotionale Motiv hinter einem Hasskommentar oder rassistischen "Argument" nachzudenken und darauf einzugehen, wenn man sich entscheidet, darauf zu reagieren - Einfühlungsvermögen ist der Schlüssel hierbei und kann ein hilfreicher Ratgeber im Umgang mit Social-Media-Nutzern sein, da diese oft von Wut und Angst getrieben sind. Natürlich ist es nicht verkehrt, Kommentare und Nutzer zu blockieren, wenn diese nur das Ziel verfolgen, Hass zu verbreiten.

Außerdem müssen Sie bedenken, dass Sie die Meinung anderer in den sozialen Medien nicht ändern werden. Es ist in Ordnung, dass Menschen unterschiedliche Meinungen haben, aber Rassismus, Sexismus und andere Formen der Diskriminierung werden nicht toleriert, und das sollten Sie deutlich machen.

Wenn Sie mit Hatern und Hasskommentatoren zu tun haben, sollten Sie außerdem an die Nutzer der sozialen Medien denken, die die Diskussion stillschweigend verfolgen. Reagieren Sie nicht wütend oder mit Beleidigungen, denn das wird Ihrer Sache nicht dienen.

 

Gemeinsame Strategien der Hater  Empfohlene Strategien für Gegenrede
Victim Blaming: Eine Strategie, die von Hatern angewandt wird, um die Schuld auf die Menschen zu schieben, gegen die sich Hassrede oder die Gewaltakte richten. Nennen Sie die Strategie der Hater beim Namen und stehen Sie den Opfern bei. Versuchen Sie, ruhig zu bleiben und lassen Sie sich nicht ablenken. Korrigieren Sie Fehlinformationen und bleiben Sie beim Thema.
Fake News: Hasskommentare werden oft von Fake News, falsch interpretierten Studien und falschen Statistiken begleitet, um andere Nutzer in die Irre zu führen. Verwenden Sie zuverlässige Quellen, wenn Sie Fakten liefern. Weisen Sie auf Widersprüche hin und stellen Sie Fragen - das funktioniert auch, wenn Sie auf Verschwörungsmythen reagieren.
Themenüberlastung und Whataboutism: Um die andere Seite zu überschwemmen, sprechen Hater oft unzählige Themen an, die auf den zweiten Blick nichts miteinander zu tun haben. Beim Whataboutism geht es darum, vom eigentlichen Thema abzulenken und sich auf sich selbst oder eine andere Gruppe zu konzentrieren. Es ist wichtig, dass Sie immer wieder auf das eigentliche Thema der Debatte zurückkommen. Wenn möglich, sollten Sie auch auf die "Fakten" der Kommentatoren eingehen, sie korrigieren und ggf. Fragen stellen.
Wut und Angst: Manchmal kommentieren Nutzer nicht taktisch, sondern entladen in Kommentaren ihre Angst oder Wut. Oft beziehen sie diese dann auf die aktuelle politische oder gesellschaftliche Situation. Seien Sie empathisch: Oft kann es sich lohnen, ehrlich nachzufragen und die Ängste sowie die Hintergründe zu verstehen. Dies kann vielleicht dazu führen, Ängste abzubauen.
Negierung von Rassismus: Viele Kommentare beginnen mit „Ich bin kein Rassist, aber...". Mit dieser Strategie möchten die Nutzer verhindern, dass Rassismus angeprangert wird.

 

In diesem Fall ist es sinnvoll, den Nutzer und alle, die die Kommentare lesen, über das Thema aufzuklären und die verwendeten Strategien zu benennen.

Emotionen und Falschinformationen

Bedenken Sie, dass Hater und Extremisten versuchen, Hashtags und Themen zu kapern, Debatten zu emotionalisieren und systematisch Falschinformationen zu verbreiten. Sie müssen das auf Ihren Seiten und Kanälen nicht hinnehmen und sollten daher geeignete Maßnahmen ergreifen, wie z. B. das Löschen von Hasskommentaren, das Sperren von Nutzern, das Einreichen von Beschwerden bei den Unternehmen oder sogar bei der Polizei. In einigen Ländern gibt es auch Nichtregierungsorganisationen, die Sie über geeignete Maßnahmen beraten und Sie sowohl rechtlich als auch psychologisch unterstützen.

Helpdesk der Neuen deutschen Medienmacher:innen, Webtool zur Präsentation von Counter-Speech-Strategien (Deutsch)

Seriously.ong, ein Webtool zur Bekämpfung von Stereotypen (Französisch)