Wie kann die Absicht von Hassrede analysiert werden?

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Die Ermittlung der Absicht des Verfassers kann äußerst wertvolle Informationen liefern, um die Intensität der Maßnahmen zu bestimmen, die gegen den Verfasser ergriffen werden müssen oder um die Äußerung zu kompensieren.

Während die Absicht extrem schwer zu bestimmen sein kann, sind frühere Handlungen des Verfassers, die Art und Weise, wie der Verfasser sein Publikum für die Botschaft ausgewählt hat, und die Art und Weise, wie er nach der Hassrede reagiert hat, Elemente, die relativ leicht bestimmt werden können und wertvolle Hinweise bieten. Auch die zwischen den Zeilen versteckten Botschaften können Aufschluss über die Ziele des Verfassers geben, auch wenn sie schwieriger zu ermitteln sind und dies stark von der Erfahrung des Bewerters abhängt.

 Zu berücksichtigende Kriterien

Frühere Handlungen des Verfassers gegenüber der von der Äußerung betroffenen Gruppe

Ein Blick auf die früheren Handlungen des Verfassers gegenüber der von der Äußerung betroffenen Gruppe kann Aufschluss darüber geben, ob der Verfasser negative Gefühle gegenüber dieser Gruppe hegt. Wenn der Verfasser des negativen Kommentars in der Vergangenheit für die Rechte der Mitglieder dieser Gruppe eingetreten ist und nie etwas getan hat, was ihren Interessen schadet, dann ist es höchst unwahrscheinlich, dass der negative Kommentar in böser Absicht verbreitet wurde.

Das Gegenteil trifft auf jemanden zu, der sich immer schon negativ über die von der Äußerung betroffene Gruppe ausgelassen hat. Die von uns vorgeschlagenen Antwortmöglichkeiten, gestaffelt nach Schweregrad, sind: "Positive Aktionen", "Gemischte Aktionen / keine Aktionen", "Negative Aktionen". Bei der Wahl der Antwortoption empfehlen wir, wenn möglich, die jüngsten Handlungen des Verfassers zu berücksichtigen. Mit anderen Worten: Wenn ein Verfasser der von der Äußerung betroffenen Gruppe früher positiv gegenüberstand, sich sein/ihr Verhalten aber in den letzten Jahren geändert hat und er/sie dieser nun fast ausschließlich negativ gegenübersteht, sollte die Option „Negative Aktionen“ anstelle von "Gemischte Handlungen / Keine Handlungen" gewählt werden.

 

Reaktion des Verfassers nach der Verbreitung der Hassbotschaft

Die Art und Weise, wie Verfasser nach der Verbreitung einer Hassbotschaft reagieren, kann Hinweise auf die tatsächlichen Absichten des Verfassers liefern. Das Zeigen echter Reue kann darauf hindeuten, dass der Verfasser mit der Äußerung eigentlich keinen Schaden anrichten wollte, während eine fortgesetzte Hetze den Gedanken festigen kann, dass die Hassbotschaft vorsätzlich verbreitet wurde.

Die von uns vorgeschlagenen Antwortmöglichkeiten, gestaffelt nach Schweregrad, sind: "Entschuldigung angeboten", "Keine Reaktion", "Fortwährende Hetze". Auch hier ist es wichtig, zwischen den Zeilen zu lesen um festzustellen, ob die angebotene Entschuldigung aufrichtig oder nur eine Möglichkeit für den Verfasser ist, möglichen Sanktionen zu entgehen.

 

Mögliche Ziele des Verfassers

Die von uns vorgeschlagenen Antwortmöglichkeiten, gestaffelt nach Schweregrad, sind: "Äußerung der Anliegen der Anhänger des Verfassers / Akademische Debatte / Förderung oder Ausdruck der religiösen Überzeugungen des Verfassers", "Verbesserung des eigenen Ansehens bei der Zielgruppe", "Diskreditierung der von der Äußerung betroffenen Gruppe", "Einschränkung der Rechte der von der Äußerung betroffenen Gruppe", "Aufruf zu Gewalt". Wenn die Äußerung mehrere Ziele verfolgt, sollte das schwerwiegendste Ziel berücksichtigt werden.

 

Adressaten der Hassbotschaft

Auch wenn manche Hassbotschaften ein größeres Publikum erreichen als ursprünglich beabsichtigt, ist es für die Bewertung ihrer Absichten wichtig zu verstehen, an wen sich der Verfasser mit seiner Botschaft wenden wollte. Der Grund dafür ist, dass unterschiedliche Zielgruppen dazu neigen, unterschiedlich auf spezifische Botschaften zu reagieren.

Während etwas für eine Gruppe von Menschen sarkastisch klingen könnte, betrachten andere dieses als selbstverständlich und handeln danach. Die Antwortmöglichkeiten, die wir gestaffelt nach Schweregrad, vorschlagen, sind: "Publikum hat wahrscheinlich keine negativen Gefühle gegenüber den von der Äußerung Betroffenen", "Publikum hat wahrscheinlich negative Gefühle gegenüber den von der Äußerung Betroffenen", "Publikum hat starke negative Gefühle gegenüber den von der Äußerung Betroffenen".