Analyse der Wahrscheinlichkeit, dass die Hassrede zu gewalttätigen/diskriminierenden Handlungen führt

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Die Wahrscheinlichkeit, dass die Äußerung eine Situation herbeiführt, die eine klare und unmittelbare Gefahr für die betroffene soziale Gruppe darstellt, ist wahrscheinlich der härteste und wichtigste Test, den ein Bewerter durchführen muss, um einen Hasskommentar als ausreichend extrem einzustufen, dass eine strafrechtliche Untersuchung oder Zensur durch staatliche Institutionen erforderlich ist.

Hier geht es darum, eine klare Ursache-Wirkung-Beziehung zwischen der Äußerung und der Möglichkeitherzustellen, dass das Publikum gegen die von der Äußerung Betroffenen vorgeht.

 Zu berücksichtigende Kriterien

Auswirkungen der Hassbotschaft

Die von uns vorgeschlagenen Antwortmöglichkeiten sind die folgenden: "Keine Auswirkungen", "Publikum wird verbal gewalttätig", "Publikum führt gewalttätige / diskriminierende Handlungen aus". Damit eine Äußerung zu verbalem gewalttätigem Verhalten des Publikums führt, muss ein erheblicher Teil des Publikums Hasskommentare äußern und dabei Themen, Ausdrücke oder Ideen der ursprünglichen Äußerung wiedergeben.

Damit eine Äußerung jedoch als Veranlassung zu gewalttätigen/diskriminierenden Handlungen eingestuft werden kann, reicht es aus, dass nur ein Mitglied des Publikums sich an solchen Handlungen beteiligt hat. Es muss jedoch ein eindeutiger Zusammenhang zwischen der Äußerung und den Handlungen hergestellt werden (z. B. wenn das Mitglied des Publikums zugibt, dass die Äußerung ihn/sie zu den Handlungen inspiriert hat).

Ist das Publikum in der Lage, auf die Hetze zu reagieren?

Um dies zu bestimmen, muss der Bewerter das Publikum, an das sich die Äußerung richtet, gut kennen. Die Aufstachelung zu Handlungen gegen eine Gruppe, zu der z. B. aufgrund der geografischen Entfernung zwischen den Gruppen äußerst selten Kontakt besteht, ist weit weniger schwerwiegend als die Aufstachelung einer Gruppe, die Macht über eine andere Gruppe hat (z. B. die Aufstachelung von Lehrern zur Diskriminierung von Kindern, die einer bestimmten sozialen Gruppe angehören).

Wahrscheinlichkeit, dass das Publikum auf die Hassbotschaft reagiert

Während die Bewertung des vorherigen Kriteriums auf der Kenntnis der soziodemografischen Merkmale und der Beziehungsdynamik zwischen dem Publikum und den von der Äußerung Betroffenen beruht, ist die Bewertung bei diesem Kriterium noch schwieriger, da die inneren Beweggründe und Motivation des Zielpublikums erahnt werden müssen. Die Art und Weise, wie das Publikum in der Vergangenheit auf ähnliche Botschaften reagiert hat, könnte hier von Nutzen sein. Die von uns vorgeschlagenen Antwortmöglichkeiten sind "Geringe Wahrscheinlichkeit einer Handlung", "Mittlere Wahrscheinlichkeit einer Handlung", "Hohe Wahrscheinlichkeit einer Handlung".