Analyse der Reichweite der Hassrede?

icon imageBei der Analyse einer Äußerung, die als Hassrede bezeichnet werden könnte, sollte nicht nur untersucht werden, was, von wem, über wen oder in welchem Kontext gesagt wurde, sondern auch das Ausmaß der Verbreitungsbemühungen bzw. die Reichweite und das Ausmaß der Hassrede berücksichtigt werden. Dies bedeutet, dass man sich auf das Medium konzentrieren muss, in dem die Äußerung verbreitet wurde, auf die Häufigkeit und Menge des verbreiteten Materials und auf das Ausmaß, in dem das Publikum erreicht wurde (Maß für die Effizienz der Verbreitungsbemühungen).

 Zu berücksichtigende Kriterien

Art der Äußerung

Dies ist die grundlegendste Ebene der Analyse und bedeutet, dass festgestellt werden muss, ob die Botschaft in einem öffentlichen oder einem privaten Kontext geäußert wurde. Im privaten Kontext verbreitete Äußerungen können zwar die wahren Ansichten einer Person gegenüber den Adressaten der Botschaft offenbaren, zielen aber nicht darauf ab, Ergebnisse für den Verfasser zu erzielen, und sind daher durch das Recht auf Privatsphäre geschützt.

Als privater Kontext kann jeder Rahmen betrachtet werden, z. B. eine private Party oder Veranstaltung, ein familiäres Umfeld oder eine geschlossene Kommunikationsgruppe, wie z. B. eine Mailingliste (in der Personen mit denselben Interessen aufgenommen sind) oder eine geschlossene Gruppe eines sozialen Netzwerks. Eine Äußerung, die zunächst in einem privaten Kontext gemacht wurde und dann durch den Verfasser oder mit seiner Zustimmung an die Öffentlichkeit gelangt, sollte als in einem öffentlichen Kontext stattgefunden betrachtet werden.

Verbreitungswege

Bei der Analyse auf der Grundlage dieses Kriteriums sollten die Kanäle untersucht werden, über die die Botschaft verbreitet wurde und ihr Potenzial bewertet werden, entweder ein breites Publikum oder das vom Verfasser beabsichtigte Publikum zu erreichen. Die von uns vorgeschlagenen Antwortmöglichkeiten sind "Wahrscheinlich ineffizient, um das beabsichtigte Publikum zu erreichen", "Wahrscheinlich mäßig effizient, um das beabsichtigte Publikum zu erreichen", "Wahrscheinlich effizient, um das beabsichtigte Publikum zu erreichen". Generell sollten schriftliche Nachrichten (gedruckte Zeitungen, lokale Webseiten) als weniger effizient beim Erreichen des Publikums angesehen werden als der nationale Rundfunk oder das Fernsehen, zumindest beim älteren Publikum.

Andererseits sind soziale Medien und neue Medien bei einem jüngeren Publikum effizienter als traditionelle Medien. Öffentliche Hassrede, die nicht über andere Medien weiterverbreitet wird, ist als weniger effizient anzusehen, sofern sie vor einem allgemeinen Publikum gehalten wird, kann aber auch als "wahrscheinlich effizient" angesehen werden, wenn sie vor einem Publikum gehalten wird, das aus Anhängern des Verfassers oder seiner Ideologie besteht (z. B. eine antisemitische Hassrede auf einer rechtsextremen Kundgebung).

Häufigkeit der Verbreitung der Hassbotschaft

Es sollte darauf geachtet werden, wie oft der Verfasser die Hassbotschaft wiederholt hat, entweder Wort für Wort oder durch Umformulierung. Die von uns vorgeschlagenen Antwortmöglichkeiten, gestaffelt nach ihrem Schweregrad, sind: "Einmalige Verbreitung", "Mäßige Häufigkeit der Verbreitung", "Hohe Häufigkeit der Verbreitung".

Die Antworten "Mäßige Häufigkeit" und "Hohe Häufigkeit" sollten in dem jeweiligen kommunikativen Kontext, in dem die Äußerung gemacht wird, gegeben werden. Anhaltspunkte dafür, wie sehr der Verfasser die Äußerung "forciert", können z. B. dadurch gefunden werden, wie unterschiedlich die Kontexte sind, in denen er/sie das Thema zur Sprache bringt, oder wie natürlich/unnatürlich das Thema vom Verfasser zur Sprache gebracht wird.

Menge des verbreiteten Materials

Dieses Kriterium ist bei gedrucktem Material, das verbreitet wird, wie z. B. Flugblätter, Broschüren, Bücher usw., leichter (oder sogar möglich) zu analysieren. Die von uns vorgeschlagenen Antworten, gestaffelt nach Schweregrad, sind: "Wenig verbreitetes Material", "Mäßig verbreitetes Material", "Große Anzahl an verbreiteten Materialien".

Zugänglichkeit von Hassbotschaften

Bei der Bewertung des Schweregrads einer Hassbotschaft sollte auch berücksichtigt werden, wie einfach der Verfasser den Zugang zu den Informationen gemacht hat. Es ist eine Sache, einen Hasskommentar in der Timeline der vom Verfasser verwalteten Facebook-Seite zu haben und eine ganz andere, ihn ganz oben auf der Seite zu platzieren. Die von uns vorgeschlagenen Antworten sind "Geringe Zugänglichkeit", "Mittlere Zugänglichkeit" und "Hohe Zugänglichkeit".

Erreichtes Publikum

Dieses Kriterium ist sehr schwer zu bewerten, bedeutet aber eine wertvolle Hilfe, um den Schweregrad der Hassrede zu bestimmen. Es sollte unter Berücksichtigung des Zielpublikums der Äußerung analysiert werden, aber auch das breite Publikum sollte in Fällen berücksichtigt werden, in denen eine "spezialisierte" Botschaft den Weg in die breite Öffentlichkeit gefunden hat.

Strategien, um das Ausmaß des erreichten Publikums zu bewerten, können darin bestehen, dieses anhand der Beteiligung des Publikums an einem Social-Media-Post zu "erraten/schätzen" oder zu prüfen, wie viele (Medien-)Plattformen die Nachricht geteilt haben, und diese Informationen mit ihrem üblichen Publikumsprofil abzugleichen. Die von uns vorgeschlagenen Antworten sind "Geringes Ausmaß", "Mittleres Ausmaß" und "Hohes Ausmaß".