Leitfaden zur Analyse von Hassrede für Profis
Generell kann man sagen, dass es drei Hauptmöglichkeiten gibt, auf Hassrede zu reagieren:
- Mehr Redebeiträge (entweder durch neue Sichtweisen auf die von der Hassbotschaft betroffen Personen, mit Hilfe eines alternativen Narrativs oder durch die Infragestellung der Hassbotschaft mit Hilfe von Gegenrede).
- Zensur (Sperren, Entfernen von Inhalten oder Einschränkung des Zugangs zu Inhalten) und
- Einleitung rechtlicher Schritte gegen die Personen, die Hassrede verbreiten (zivil-, verwaltungs- oder sogar strafrechtliche Schritte). An dieser Stelle muss betont werden, dass zwei der drei Strategien, nämlich Zensur und rechtliche Schritte gegen die Verfasser, Einschränkungen der Meinungsfreiheit darstellen, die eines der in der Europäischen Menschenrechtskonvention verankerten Menschenrechte ist.
Es ist zwar eine mutige und wichtige Geste, die man auf jeden Fall machen sollte, aber das Vorgehen gegen Hassrede kann auch negative Auswirkungen haben, wenn nicht die richtige Reaktionsstrategie gewählt wird. Verhältnismäßigkeit ist hier das Schlüsselwort. Sowohl eine Überreaktion als auch eine Unterreaktion auf eine Hassbotschaft kann zu unerwünschten oder unethischen Ergebnissen führen.
Checkliste vor der Analyse eines Falles von Hassrede
Stellen Sie fest, ob das, was Sie gefunden haben, wirklich Hassrede ist:
- Ist die Hassrede entmenschlichend?
- Richtet sie sich gegen jemanden, weil er einer bestimmten Gruppe angehört?
- Enthält die Hassrede Äußerungen, die ein Klima der Vorurteile und Intoleranz fördern?
- Beginnen Sie mit dem Faktencheck: Prüfen Sie, welche Fakten in dem repressiven Narrativ verwendet werden, zum Beispiel historische, kulturelle, religiöse oder (scheinbar) wissenschaftliche Fakten.
- Prüfen Sie, ob die von Ihnen identifizierte Hassrede unter internationale/regionale Rechtsvorschriften fällt (z. B. Allgemeine Erklärung der Menschenrechte - Artikel 7; Internationaler Pakt über bürgerliche und politische Rechte - Artikel 20; Internationales Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Rassendiskriminierung - Artikel 4; Europäische Menschenrechtskonvention - Artikel 10).
Und schließlich (wenn Sie sich immer noch unsicher sind), holen Sie eine zweite Meinung ein.
Denken Sie daran, dass Hassrede über verschiedene Medien verbreitet werden können: Texte, Fotos, Videos über soziale Medien, Online-Spiele, was zu einer größeren Wirkung und Reichweite führt.
Lesen Sie den Leitfaden für Profis, wie ein Fall von Hassrede anhand der sechs Kriterien des Aktionsplans von Rabat zu analysieren ist, um sich die Terminologie in Erinnerung zu rufen (in der rechten Spalte).
Nehmen Sie sich einen Moment Zeit zum Nachdenken, damit Sie eine klare und unvoreingenommene Perspektive auf die Hassrede haben.
Benutzen Sie anschließend den Hate-Speech-Rechner, um das Ergebnis zu ermitteln:
- Analysieren Sie den Kontext der Hassrede
- Analysieren Sie den Verfasser
- Analysieren Sie die Absicht des Verfassers
- Analysieren Sie den Inhalt und die Form der Hassrede
- Bestimmen Sie das Ausmaß der Hassrede
- Bestimmen Sie die Wahrscheinlichkeit, dass die Hassrede zu gewalttätigen/diskriminierenden Ereignissen führt
Wenn Sie alle Fragen beantwortet haben, sollte der Rechner eine Strategie vorschlagen, die Sie je nach Schweregrad der von Ihnen identifizierten Hassrede anwenden können.
Andere Maßnahmen, die Sie ergreifen könnten
- Überprüfen Sie die Gesetzgebung zu Hassrede in Ihrem Land (siehe International Network Against Cyber Hate)
- Überprüfen Sie die Gemeinschaftsstandards der Plattform, auf der Sie auf Hassrede gestoßen sind (falls zutreffend)
- Überprüfen Sie immer die Informationen, die Sie in Ihrer Antwort verwenden werden:
- Wher stammen Ihre Informationen
- Nutzen Sie vertrauenswürdige Webseiten und Zeitungen
- Überprüfen Sie die Infrmationen noch einmal
- Denken Sie daran, dass auch Nachrichten und Recherchen selten neutral sind. Achten Sie also auf Voreingenommenheit (diese kann subtil sein: Verwendete Schriftarten, Bilder/Videos, die Platzierung bestimmter Informationen auf einer Webseite oder in einer Zeitung, Sprache, die "Andersartigkeit" betont).
- Fragen Sie sich, ob die Gefahr besteht, dass Emotionen entfacht und Gewalt angestachelt wird?
- Fragen Sie sich, ob Ihre Antwort auf Ihr Publikum und die von der Hassrede betroffene(n) Zielgruppe(n) einfühlsam eingeht?
- Legen Sie eine Datenbank an, die Sie ständig mit Fällen von Hassrede aktualisieren können, auf die Sie gestoßen sind - dies kann sich als nützlich erweisen, wenn Sie sich einbringen wollen, da die von Ihnen gesammelten Daten Ihre Forderung legitimieren werden.
- Nutzen Sie das Kommunikations-Toolkit, um zu lernen, wie Sie eine erfolgreiche Kampagne durchführen können.
- Verwenden Sie das Toolkit für menschenrechtsbasiertes Narrativ, um sicherzustellen, dass Ihre Antwort einfühlsam, informativ und menschenrechtskonform ist.
- Und schließlich sollten Sie immer daran denken, dass unser Recht auf freie Meinungsäußerung und auf Schutz vor Diskriminierung für alle gilt
Dieses Tool zur Analyse von Hassrede wurde erstellt von ActiveWatch